Zughund international

Nicht nur in Deutschland, sondern in weiten Teilen Europas und sogar in Übersee erlebte der Karrenhund eine kurze Hochzeit. Der Einsatz von Zughunden als Arbeitstiere ist etwa vom Ende des 18. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts belegt. Für die Zeit von etwa 1890 bis 1920/1930 gibt es eine Zusammenstellung historischer Postkarten aus allen Himmelsrichtungen. Dieses „Bilderbuch für Große“ (siehe Lesefutter) ist ein wahrer Schatz für Zughundebegeisterte.

Der Transport von Waren aller Art fand mit dem Hundewagen statt. Am häufigsten dokumentiert ist der Transport von Milch. Man gebe einmal den Begriff „laitière flamande“ in der Bildersuche ein. Über den Alltag einer Milchbauernfamilie und ihres Zughundes im Belgien des frühen 20. Jahrhunderts kann man in „Pierrot, dog of Belgium“ lesen. Pierrot wird im Laufe der Geschichte zum Kriegseinsatz eingezogen und zieht ein Maschinengewehr. Auch wenn die Geschichte romanhaft aufbereitet ist, so werden doch historische Tatsachen geschildert.

Neben den flämischen (belgischen) Milchwagen findet man auch Zeugnisse des Milchverkaufs in den Niederlanden, in Frankreich, in Deutschland und in der Schweiz. In Frankreich wurden Kolonialwaren und insbesondere Kaffee von Händlern mit ihren Hundewagen im ganzen Land verkauft, mit Kriegsbeginn 1939 fand dies ein Ende.

Weitere Waren, die mit Zughunden ausgefahren und direkt vom Wagen verkauft wurden waren Brot, Obst und Gemüse, Fleisch, Kohlen und an der Küste auch Fisch und Muscheln. Zughunde begleiteten Lumpensammler, Scherenschleifer und Tuchverkäufer, Holz wurde mit Hundewagen transportiert. Besonders anstrengend und schwer war der Wassertransport.

Zughunde transportierten das Gepäck von Hotelgästen, beispielsweise in Luzern. Der Verkauf von Kodak-Filmen vom Hundewagen aus wurde werbewirksam auf einer Postkarte aus Großbritannien festgehalten. Die Schweizer Armee nutzte Zughunde zum Transport von Material, auch Basthunde (Traghunde) kamen hier zum Einsatz.

Nicht nur in den „großen Zughundenationen“ wurde der Hund als Helfer eingesetzt, auch in anderen Ländern diente der Hund als Helfer. So finden sich Postkarten aus Österreich-Ungarn (heute Tschechien), Luxemburg, ja sogar aus Kanada und Island.

Hunde transportierten mit ihren Wagen neben Waren und Material auch Post und Zeitungen. So zu sehen auf Aufnahmen aus Frankreich, Belgien, der Schweiz und Kanada.

Für viele ältere Menschen und Kriegsversehrte war der Zughund die einzige Möglichkeit, sich selbständig zu bewegen. Daneben wurden Hundekutschen zum Kindervergnügen und für Wettfahrten eingesetzt. Eine Postkarte aus den USA zeigt einen Jungen auf dem Weg zur Schule, sein einachsiger Wagen wird von einem Hund gezogen, lenken kann er mittels Zügeln, die am Kopf des Hundes befestigt sind. Auch in Frankreich fuhren in abgelegenen Gegenden die Kinder mit dem Hundewagen zur Schule.

Am Schlitten schließlich sieht man unterschiedliche Hundetypen, vom klassischen Schlittenhund bis zum kräftigen Familienhund, der zum Vergnügen an Schlitten statt Wagen gespannt wurde.

Flämischer Einachser – diese Kachel haben Rasco und ich 2016 beim Zughundewettbewerb „gewonnen“