Luxusgut Zughund

Vom römischen Kaiser Helio Gabalus  (218-222 n.Chr.) heißt es, daß er vier seiner Hunde zugleich vor einen Wagen gespannt habe und mit diesen in seinem Palast und auf seinen Landgütern herumgefahren sei. Zu dieser Zeit war ein Wagen ein Luxusgut und nur hochgestellten Persönlichkeiten vorbehalten.

Während der Hund für die unteren Bevölkerungsschichten ein unabdingbarer Helfer war, so diente er den Adligen häufig zum Zeitvertreib. Im 18. Jahrhundert waren Wettrennen unter Hofdamen mit ihren vierrädrigen, Kutschen nachempfundenen Wägen eine beliebte Unterhaltung des Adels. Neben Hunden wurden auch Ziegen oder Esel angespannt.

Nach diesem Muster wurden auch in Deutschland sogenannte „Gartenwagen“ für die Kinder des Hochadels gebaut. Spielzeugkutschen für Kinder finden sich auf Gemälden wieder und werden in Texten erwähnt. Im Museumsdorf Cloppenburg findet man eine Kinderkalesche, die ganz offensichtlich für kleinere Hunde vom Typ Spitz gebaut wurde.

Interessanterweise führte das vor dem ersten Weltkrieg größte Versandhaus Deutschlands, August Stukenbrock aus Einbeck, drei verschiedene Wagenmodelle, die mit einer Handdeichsel ausgeliefert wurden. Weiterhin umfaßte das Angebot eine „Gabeldeichsel für Hunde“, mit der sich die Fahrzeuge umrüsten ließen. Als Tragkraft wurden beachtliche 105 bis 140 kg je nach Modell angegeben. Diese Gefährte wurden in größerer Stückzahl gefertigt und waren recht günstig. Trotzdem lag der Preis noch bei dem hundertfachen Stundenlohn eines Bauarbeiters. Somit war dieses Spielzeug zumindest den gehobeneren Schichten vorbehalten.

Schriftlich belegt (und noch erhalten) ist im Jahr 1911 ein Wagen, der maßstabsgetreu einem Federwagen für die Pferdeanspannung nachempfunden ist, lediglich der Kutschbock ist so gebaut, daß ein Kind bis ca. 1,20 m Größe bequem darauf Platz findet. Dieser Wagen wurde von einem großen kräftigen Hund gezogen und insgesamt sehr pfleglich behandelt und sorgfältig repariert wo nötig. Der Wert des Wagens wird mit etwa 330 Stundenlöhnen angegeben – dieses Spielzeug war ein großer Luxus!

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Tierschutz zunehmend ein Thema in Deutschland. Dies betraf nicht nur den arbeitenden Zughund sondern auch den Zughund, der die Kinder unterhielt. Sie alle sollten schließlich arbeitslos werden.